Geschichte des Hauses

Clara

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts zog Usedom allerlei Adelige und Schöngeister an, die sich in Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck ihre Villen ans Meer setzten. Da sogar der Kaiser gern zur Sommerfrische herkam, wurden die drei Seebäder bald die Kaiserlichen 3 genannt, oder Kaiserbäder, und das bis heute.

 

Auch Rudolf Heyn, Rittmeister a.D. aus Berlin und gebürtig aus Moskau, baute sich hier in Ahlbeck eine Villa, die er als Sommerhaus für sich und seine Familie nutzte und Norma nannte, weil er Opern so liebte, vor allem die gleichen Namens von Vincenzo Bellini.

 

Zur Pension wurde die Villa erstmals in den Dreißigern, als Clara Heyn, die Adoptivtochter des Rittmeisters, sich eine rein private Nutzung nicht mehr leisten konnte und die Zimmer einzeln an Feriengäste vermietete. Für die Verköstigung ihrer Gäste setzte sie sogar einen Speisesaal hinter das Haus, das jetzige Gartenhäuschen.

 

Ob Clara hier glücklich war? So glücklich, wie man wohl sein kann, wenn man zwar eine Liebe gefunden hat, aber diese nur heimlich leben kann.


Frieda

Was die Villenbesitzerin Clara Heyn tatsächlich mit Frieda Diederich verband, ihrer Haushaltshilfe, war nur zu ahnen, als die Villa nach ihrem Tod an eben jene Frieda ging, obwohl es in der Familie von Clara durchaus legitime Erben gegeben hätte.

 

Frieda hat nie in dem Haus ihrer früheren Geliebten gelebt. Nach dem Krieg zogen Flüchtlinge aus Ostpommern in die Villa ein. Über Jahrzehnte teilten sich drei Mietparteien das Haus am Meer.

 

Frieda Diederich hingegen wohnte allein im Ort, ohne neue Liebe. Und ohne eigene Kinder. Aber eine Patentochter sollte sie bald bekommen, Kirsten, die Urenkelin des Bruders.


Kirsten

Kirsten Gottschalk wuchs in einem Haus an der Promenade auf, nur wenige Meter von der Villa Norma entfernt. Kein schlechter Ort für eine Kindheit, wenn sich nur die ganze Familie nicht immer zur Sommerzeit in die Stube hätte quetschen müssen, damit in allen anderen Zimmern Feriengäste unterkamen.

 

Nachts träumte Kirsten oft von eigenen Räumen, die sie nicht immer im Sommer räumen müsste – und die sie gestalten würde, wie sie wollte. Ein Zimmer nur mit Rosen, eins ganz im japanischen Stil mit Wänden aus Papier, eins ganz in Blau …

Eigene Räume sollte Kirsten dann sehr viel schneller bekommen ...

... als sie zu träumen wagte.

 

Im Frühjahr 1989 – Kirsten war gerade 21 und machte in Berlin eine Ausbildung zur Krankenschwester –  erbte sie überraschend die Villa der Patentante.

 

Doch was tun mit dem alten Kasten, der bis unters Dach von Mietern bewohnt war und eher gruselig als wohnlich anmutete? Zunächst: nichts. Kirsten blieb in Berlin und wurde Krankenschwester.

 

Bis zur Jahrtausendwende leerte sich das Haus, die alten Mieter machten Platz für Visionen und: für Kirsten, die auf die Insel zurück kam und den Umbau anging. Fördermittel für denkmalgeschützte Häuser in der ersten Reihe machten ihn möglich.

 

Im Sommer 2003 konnte Kirsten dann ihre eigenen und selbst gestalteten Räume eröffnen – als „Villa Harmonie“.